Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag 1995

Carlo Schäfer | 20. März 2015

Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag 1995

Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag in Bütt­gen am 20. und 21. Mai 1995

 

Der Bund der his­to­ri­schen deut­schen Schüt­zen­bru­der­schaf­ten fei­ert in einem Jahr drei große Feste: das Bun­des­fest, den Bun­des­jung­schüt­zen­tag und den Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag. Beim Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag ste­hen die Frauen im Mit­tel­punkt, denn der Bund der his­to­ri­schen deut­schen Schüt­zen­bru­der­schaf­ten ver­steht sich nicht nur als ein rei­ner Männerbund.

 

Auf­grund des 575jährigen Jubi­lä­ums zum Bestehen der St. Sebas­tia­nus-Schüt­zen­bru­der­schaft Bütt­gen wurde ihr vom Bund das Ange­bot zur Aus­rich­tung des Bun­des­kö­ni­gin­nen­ta­ges 1990 offe­riert. Doch die Bütt­ger Sebas­tia­ner lehn­ten, auf­grund einer Bitte der Stadt­ver­wal­tung Kaarst wegen der zu erwar­ten­den Bau­ar­bei­ten in der Bütt­ger Orts­mitte, ab. Bei der Eröff­nung der Jubi­lä­ums­fei­ern im Januar 1990 wurde vom Bund der his­to­ri­schen deut­schen Schüt­zen­bru­der­schaf­ten das Ange­bot an Bütt­gen, die ört­li­che Vor­be­rei­tung und Aus­rich­tung des 40. Bun­des­kö­ni­gin­nen­ta­ges 1995 zu über­neh­men, erneut her­an­ge­tra­gen. Dies­mal nahm die Bru­der­schaft an. Die­ser Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag wurde das dritte Bun­des­fest nach 1955 und 1980 des Bezirks­ver­ban­des Neuss.

 

Schon Jahre im vor­aus wurde auf die­sen Tag hin­ge­ar­bei­tet, da hier ehren­amt­lich viele Dinge zusätz­lich zum all­täg­li­chen Bru­der­schafts­le­ben zu regeln waren. Man rech­nete mit meh­re­ren tau­send Schüt­zen und Besu­chern, die alle ver­kös­tigt, gelenkt wer­den und einen schö­nen, Erin­ne­rung behal­ten­den Tag haben soll­ten. Es wurde eine Len­kungs­gruppe, die die ein­zel­nen Akti­vi­tä­ten der sie­ben Arbeits­kreise zusam­men­fasste, koor­di­nierte, Arbei­ten ver­gab und Beschlüsse, soweit sie not­wen­dig waren, fasste, ins Leben geru­fen. Des wei­te­ren  wur­den fol­gende Arbeits­kreise instal­liert und mit den ent­spre­chen­den Auf­ga­ben versehen:

- Arbeits­kreis Finanzen

- Arbeits­kreis Verkehrslenkung

- Arbeits­kreis Gestaltung

- Arbeits­kreis Werbung

- Arbeits­kreis Presse

- Arbeits­kreis Protokoll

- Arbeits­kreis Umzug / Musik.

Jedem Arbeits­kreis stand ein Lei­ter vor, der die Len­kungs­gruppe vom jewei­li­gen Stand der Vor­be­rei­tun­gen in Kennt­nis setzte.

 

Als ein äuße­res Zei­chen der Ver­bun­den­heit mit dem bzw. als ein klei­nes Andenken an den Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag brachte die Bru­der­schaft Bütt­gen ein Fest­ab­zei­chen her­aus. In einem ova­len Rund ist die St. Alde­gun­dis-Pfarr­kir­che und das Rad­sport­leis­tungs­zen­trum Nord­rhein-West­fa­len zu sehen. Davor ist der Bru­der­schafts­pa­tron St. Sebas­tia­nus und der in Bütt­gen gebo­rene Rei­ter­ge­neral des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges, Jan van Werth, dar­ge­stellt. In die­ser Aus­füh­rung wur­den auch Fah­nen­nä­gel ange­fer­tigt. Auf­grund einer guten Wer­be­stra­te­gie konn­ten 3.500 Fest­ab­zei­chen ver­kauft werden.

 

In die Vor­be­rei­tun­gen ein­be­zo­gen war auch der Vor­stand des Bezirks­ver­ban­des Neuss. Die Zusam­men­ar­beit klappte vor­züg­lich, dies ins­be­son­dere bei der Mitt­ler­rolle zwi­schen Bund und Bru­der­schaft. Als Hel­mut Haas seine ehren­amt­li­che Tätig­keit als Ers­ter Bru­der­meis­ter nach 27 Jah­ren 1996 been­dete, schrieb er an Bun­des­meis­ter Wal­ter Wimmer:

„Zu mei­nem Rück­blick auf meine Tätig­keit gehört auch die gute und dank­bare Erin­ne­rung an die regel­mä­ßige Zusam­men­ar­beit mit den ande­ren Ebe­nen des his­to­ri­schen Schüt­zen­we­sens, ins­be­son­dere mit dem Bezirks­ver­band. Die Zusam­men­ar­beit war stets von gegen­sei­ti­gem Ver­trauen geprägt. Immer hat Ver­stän­di­gung für die Sicht­weise der jewei­li­gen ande­ren Seite bestan­den. Im Ver­hält­nis zum Bezirks­ver­band erscheint mir dabei die Vor­be­rei­tung und Orga­ni­sa­tion des 40. Bun­des­kö­ni­gin­nen­ta­ges im Mai 1995 beson­ders erwäh­nens­wert. Ich möchte nicht ver­säu­men, hier­für und ganz beson­ders  für das gute mensch­li­che Mit­ein­an­der aller Betei­lig­ten sehr herz­lich zu danken.“

 

Nach Mona­ten und Wochen der Vor­be­rei­tung hat­ten die Bütt­ge­ner Sebas­tia­ner den Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag als ein gro­ßes Fami­li­en­fest auf die Beine gestellt. Am Sams­tag, dem 20. Mai 1995 begann Punkt 18.00 Uhr in Bütt­gen das lang­ersehnte Fest: Der 40. Bundesköniginnentag.

 

An die­sem ers­ten Fest­tag gab die Stadt Kaarst im Rat­haus Bütt­gen einen Emp­fang zu Ehren der Bun­des­kö­ni­gin Renate Oeh­mann und des Prä­si­di­ums des Bun­des der his­to­ri­schen deut­schen Schüt­zen­bru­der­schaf­ten. Bür­ger­meis­ter Heinz Kle­ver wollte in sei­ner Anspra­che den Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag auch ver­stan­den wis­sen „als Zei­chen des Dan­kes und der Aner­ken­nung für alles das, was Frauen mit Phan­ta­sie, Aus­dauer, Sach­kennt­nis und Ein­satz­be­reit­schaft zu leis­ten imstande sind.“ Der Hoch­meis­ter Huber­tus Prinz zu Sayn-Witt­gen­stein lobte die große Ein­satz­be­reit­schaft der Bütt­ge­ner Schüt­zen und begrüßte dann die Schirm­her­rin des Bun­des­kö­ni­gin­nen­ta­ges 1995, Frau Ilga Thy­wis­sen aus Neuss, die mit ihrem Mann nach Bütt­gen gekom­men war. Wei­tere Gruß­worte folg­ten vor einem gro­ßen Publi­kum. Wäh­rend des Fest­ak­tes fand zum glei­chen Zeit­punkt auf dem Rat­haus­platz ein Platz­kon­zert zu Ehren der schon ange­reis­ten Schüt­zen statt, das mit dem Gro­ßen Zap­fen­streich zu Ehren des Bun­des­kö­nigs­paa­res endete. Auch der ein­set­zende Regen konnte die Stim­mung nicht trü­ben. Im Anschluss daran folgte das Geleit der Ehren­gäste zum Fest­zelt der Bru­der­schaft, denn auf dem Pro­gramm stand nun der gemüt­li­che Teil des ers­ten Fest­ta­ges: ein Rhei­ni­scher Abend. Das Fest­zelt war bis auf die letz­ten Plätze besetzt, so dass man den immer wie­der neu her­ein­strö­men­den Gäs­ten eine Absage erteile musste. Der Rhei­ni­sche Abend bestand aus einem bun­ten Pro­gramm, das im wesent­li­chen von ört­li­chen Mit­wir­ken­den gestal­tet wurde.  So spielte die über die Bezirks­gren­zen hin­aus bekannte Mund­art-Thea­ter­gruppe „Nüs­ser Schnute“ einen Ein­ak­ter aus dem Schüt­zen­le­ben eines Schüt­zen­kö­nigs. Für Stim­mung sorg­ten auch Heil­gard Bier­wirth und Franz-Josef Maa­ßen, die Tanz- und Show­gruppe Kaarst-Bütt­gen, das Akkor­deon-Orches­ter Bütt­gen-Kor­schen­broich sowie die Fide­len Musi­kan­ten vom St. Niko­laus Klos­ter, die nicht nur den musi­ka­li­schen Rah­men bildeten.

 

Der zweite Fest­tag, der eigent­li­che 40. Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag, begann mit einem Fest­got­tes­dienst im Rad­sport­leis­tungs­zen­trum Nord­rhein-West­fa­len, dem heu­ti­gen Sport­fo­rum. Für alle anwe­sen­den Königs­paare waren beson­dere Sitz­plätze im Innen­raum der Rad­renn­bahn, für die Fah­nen­ab­ord­nun­gen im Bereich ober­halb der Fahr­stre­cke vor­ge­se­hen. Beim Got­tes­dienst hat­ten alle Besu­cher einen Sitz­platz. Der Got­tes­dienst wurde zum ers­ten Male nicht von einer Musik­ka­pelle, son­dern vom Jugend­chor der Pfarr­ge­meinde St. Alde­gun­dis Bütt­gen unter Lei­tung des Schüt­zen­bru­ders Oswald Schmitz musi­ka­lisch gestal­tet. Diese Neue­rung fand bei allen Zuhö­rern Zustim­mung, was man am Schluss des Got­tes­diens­tes auch am Bei­fall erken­nen konnte. Zu Beginn der Messe hielt die Schirm­her­rin Ilga Thy­wis­sen eine her­vor­ra­gende und viel beach­tete Rede. Die enga­gierte Schirm­her­rin, die den Ver­ein Lebens­schutz gegrün­det hat, sprach über die Hilfe für Men­schen in beson­ders schwie­ri­gen Lebens­si­tua­tio­nen. Viele Anre­gun­gen in ihrer Rede soll­ten auch für die Bru­der­schaf­ten weg­wei­send sein. Aus die­sem Grunde war auch die Kol­lekte des Bun­des­kö­ni­gin­nen­ta­ges für den Ver­ein Lebens­schutz Neuss bestimmt und so konnte ein Erlös von 5.200 DM an den Ver­ein über­ge­ben wer­den. Haupt­ze­le­brant war der Abt von der Bene­dik­ti­ner­ab­tei auf dem Micha­els­berg in Sieg­burg, Dr. Pla­ci­dus Mitt­ler. Auch er ging in sei­ner Pre­digt auf den Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag ein, da er die Köni­gin von Saba, die auf Jesus Chris­tus hin ori­en­tiert gewe­sen sei, als ein Vor­bild mit den heu­ti­gen Schüt­zen­kö­ni­gin­nen verglich.

 

Nach dem Got­tes­dienst ver­sam­melte man sich vor dem Rad­sport­leis­tungs­zem­trum, um am Fest­um­zug durch Bütt­gen teil­zu­neh­men. Der etwa drei Kilo­me­ter lange Fest­zug führte durch his­to­ri­sche Dorf­stra­ßen, Neu­bau­ge­biete und den sanier­ten Orts­kern Bütt­gens. Vom Stra­ßen­rand bran­dete immer wie­der Bei­fall für die Mar­schie­ren­den auf. Viele im Bezirk Neuss unbe­kannte Uni­for­men konn­ten vom stau­nen­den Publi­kum betrach­tet und beklatscht wer­den. Der Vor­bei­marsch zu Ehren der Bun­des­kö­ni­gin und der Ehren­gäste erfolgte auf dem Robert-Groo­tens-Platz in der Orts­mitte. Der Umzug endete am Fest­zelt.  Dort fand als Aus­klang ein musi­ka­li­scher Früh­schop­pen der Bütt­ger Bru­der­schaft statt.

 

Schon am Nach­mit­tag des 21. Mai 1995 konnte der Bru­der­meis­ter der St. Sebas­tia­nus-Schüt­zen­bru­der­schaft Bütt­gen Hel­mut Haas eine erste posi­tive Bilanz zie­hen, denn nicht nur das gute Wet­ter, son­dern auch die Wer­bung für den Ort Bütt­gen hat dazu geführt, dass nach Zei­tungs­be­rich­ten ca. 6.000 Schüt­zen an die­sem Bun­des­kö­ni­gin­nen­tag teil­ge­nom­men haben. Beim Besuch nach­fol­gen­der Bun­des­feste durch die gast­ge­bende Bru­der­schaft stell­ten Bütt­ger Schüt­zen immer wie­der fest, dass sich man­che Bru­der­schaft aus ande­ren Regio­nen gerne an die­sen Tag im fer­nen Bütt­gen zurückerinnert.

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