LUDGER BATEN // NGZ // 19.11.2025

Brei­tes Bünd­nis för­dert Kinderschutz
Das gemein­same Ziel, ein Zei­chen gegen sexu­el­len Miss­brauch an Kin­dern zu set­zen, führte am Diens­tag Ver­tre­ter vie­ler Ver­eine, Ver­bände und Orga­ni­sa­tio­nen auf dem Lan­des­gar­ten­schau­ge­lände zusam­men. Foto: Mela­nie Zanin
Der BV Neuss und der BDKJ Neuss waren bei der Ein­seg­nung des Erin­ne­rungs­bau­mes vor Ort und konn­ten anschlies­send über die umfang­rei­chen Maß­nah­men und Aus­bil­dungs­stände hin­sicht­lich des Schutz­kon­zep­tes und Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men des Bezirks­ver­ban­des Neuss und des BDKJ in der Pres­se­kon­fe­renz informieren.

Jedes fünfte Mäd­chen und jeder sechste Junge wird Opfer sexu­el­ler Gewalt. Ein brei­tes Bünd­nis aus der Mitte der Gesell­schaft för­dert den Kin­der­schutz. Ein auf dem Laga-Gelände gepflanz­ter Baum soll nun zum Treff­punkt derer wer­den, die zur Wach­sam­keit aufrufen.

Neuss – Rot, die Warn­farbe – bis hier­hin und nicht wei­ter! Die Blät­ter des Rot-Ahorn „Somer­set“ fär­ben sich im Herbst schar­lach­rot. Es wird kein also Zufall sein, dass diese in Nord­ame­rika behei­ma­tete Pflanze aus­ge­wählt wurde, als Her­zens­baum auf dem Lan­des­gar­ten­schau-Gelände eine Bot­schaft zu ver­kün­den. „Wir kämp­fen gemein­sam gegen sexua­li­sierte Gewalt an Kin­dern und Jugend­li­chen“, steht auf einem Schild daneben.

Der 18. Novem­ber ist der Tag, an dem euro­pa­weit zum Schutz von Kin­dern vor sexu­el­ler Aus­beu­tung und sexu­el­lem Miss­brauch auf­ge­ru­fen wird. So auch in Neuss. Ober­pfar­rer Andreas Süß hatte die Idee, die­sen Baum zu pflan­zen und ihn am Gedenk­tag anzu­gie­ßen und zu seg­nen; ein Gebet inklu­sive. Die Schirm­herr­schaft hat Ursula Pla­ten über­nom­men, die städ­ti­sche Bei­geord­nete für Jugend, Bil­dung und Kultur.

Knapp 50 Ver­tre­ter aus mehr als einem Dut­zend Ver­ei­nen, Ver­bän­den und Insti­tu­tio­nen nah­men am Diens­tag teil und spen­de­ten Bei­fall als Süß davon sprach, „heute eine Tra­di­tion“ begrün­den zu wol­len: Künf­tig werde sich das Bünd­nis für Kin­der­schutz immer am 18. Novem­ber an die­sem Rot-Ahorn tref­fen. Die Aktion wird von Annette Not­h­na­gel (LaGa GmbH) und San­dra Maria Breuer (Mit­mach­ver­ein Grü­nes Herz) unterstützt.

Mit ihrer Anspra­che wollte Ursula Pla­ten ihre „Stimme für die Opfer erhe­ben, die oft über Jahre und Jahr­zehnte hin­weg im Stil­len lei­den“. Der 18. Novem­ber erin­nere an eine der „dun­kels­ten Sei­ten unse­rer Gesell­schaft, ein Ver­bre­chen, das keine natio­na­len Gren­zen kennt.“ Allein im Vor­jahr seien 18.000 Kin­der als Opfer von sexua­li­sier­ter Gewalt regis­triert wor­den. Diese Zahl sei das „Hell­feld“. Das sind die Fälle, die zur Anzeige gebracht wur­den. „Die Dun­kel­zif­fer ist um ein Viel­fa­ches höher“, sagte Platen.

In Neuss, so Pla­ten, habe sich mit der Innen­stadt ein neuer Schwer­punkt her­aus­ge­bil­det, an dem Kin­der und Jugend­li­che beson­ders gefähr­det sind: Die Zahl obdach­lo­ser Kin­der steigt! Die Stadt Neuss betei­lige sich gemein­sam mit der Stadt Köln an einem Pilot­pro­jekt und arbeite an der Erstel­lung eines Kin­der­schutz-Ent­wick­lungs­plans mit: „Unsere Wege müs­sen ein­fa­cher und kür­zer wer­den!“ So warb die Schirm­her­rin für ein Mehr an Prä­ven­tion in allen Lebens­be­rei­chen, „von Fami­lien über Schu­len bis hin zu Sportvereinen“.

Genau so ein brei­tes Bünd­nis aus der Mitte der Gesell­schaft hatte Ober­pfar­rer Andreas Süß zusam­men­ge­trom­melt: neben der Ver­wal­tung vor allem Schüt­zen und Kar­ne­va­lis­ten, aber auch Ver­tre­ter der Sport­ver­eine, der (Musik-)Schulen, der Kitas, des Kin­der­schutz­bun­des, der Bür­ger­ge­sell­schaft und der Michael-Holm-Stiftung.

Natür­lich enga­gie­ren sich auch die Kir­chen, die evan­ge­li­sche, die ortho­doxe und die katho­li­sche. „Wir bie­ten Hilfe an“, sagte Süß, „wir muss­ten leid­volle Erfah­run­gen als katho­li­sche Kir­che machen.“ Wie Süß, so sieht sich auch Pas­tor Sebas­tian Appel­fel­ler von der evan­ge­li­schen Kir­che in der Pflicht: „Bes­ser eine Schu­lung zu viel als zu wenig!“ Er erin­nerte daran, dass in Neuss ein poli­zei­li­ches Füh­rungs­zeug­nis nicht zwin­gend Geld kos­ten müsse, weil die Stadt die Gebüh­ren über­nimmt, wenn das Doku­ment für eine ehren­amt­li­che Auf­gabe bei einer gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tion erfor­der­lich ist.

In einer kur­zen Infor­ma­ti­ons­runde im Rat­haus wurde deut­lich, wie viele Ange­bote es in der Stadt schon gibt – oft sind sie nicht bekannt oder die Schwelle, Hilfe zu suchen, ist zu hoch. Kin­der­schutz­bund-Che­fin Jutta Stüs­gen ver­wies auf das (anonyme) Kin­der­te­le­fon, Schul­lei­ter Ste­fan Kre­mer (Gym­na­sium Norf) sieht „hoch­pro­fes­sio­nelle Teams“ im Schul­be­reich und bei den Jung­schüt­zen, und Michael Holm (Stif­tung) ver­si­cherte: „Wir hel­fen dis­kret und direkt!“ Frank Buch­holz, Vize­prä­si­dent beim Rhei­ni­schen Schüt­zen­bund, sagte: „Kin­der- und Jugend­schutz wird bei uns gelebt. Aber wir müs­sen noch brei­ter kom­mu­ni­zie­ren, um Mut zu machen, dass wir auch ange­spro­chen werden.“

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