Norf Ausgerechnet im Jahr ihres 125-jährigen Bestehens opfert die Norfer St.-Andreas-Schützenbruderschaft den Ablauf ihrer Spätkirmes einem höheren Zweck. Denn mit der Bruderschaft feiert auch der Bezirksverband Neuss der Historischen Schützenbruderschaften ein Jubiläum. 75 wird der Dachverband von derzeit 18 Bruderschaften in fünf Städten – und trommelt große Abordnungen aller Vereine am Sonntag, 21. September, zum Bezirksschützenfest in Norf zusammen.
Es ist das erste Fest dieser Art seit Jahren – und soll das größte werden. Denn die Norfer haben über die Bruderschaften hinaus noch Einladungen an rund 20 Bürger-Schützen-Vereine, Heimatvereine und Kirmesgesellschaften aus der Stadt Neuss und dem Kreis ausgesprochen. Sie sollen mit ihren Königspaaren und ihren Fahnen kommen und mitmachen dürfen, ganz wie es ihrer Tradition entspricht. „Wir wollen Vielfalt zeigen und Gemeinschaft erzeugen“, sagt Andreas Kaiser.
Kaiser ist der große Strippenzieher im Vorbereitungsteam – was die erst vor kurzem ins Amt gekommene Führungsriege der Norfer Schützen um Brudermeister Dominik Sleziona sehr entlastet. Seit zwei Jahren arbeitet der Ehrenbezirks-Bundesmeister federführend an der Vorbereitung des Doppeljubiläums, das er als Schütze aus dem Norfer Jägerkorps gerne selbst als Schützenkönig in seinem Heimatort erlebt hätte. Er unterlag aber beim Vogelschießen im Mai seinem Mitbewerber Stefan Kremer – und das war vielleicht ganz gut so angesichts der Fülle an Aufgaben, die rund um das Fest zu erledigen waren, aber auch noch auf ihn warten. Denn er muss nicht nur den Ablauf der Parade am Sonntag ab 16.15 Uhr moderieren.
Diesen Umzug zu choreografieren, wird eine besondere Herausforderung. Denn die erwarteten Abordnungen der Gastvereine werden die Zahl der Marschierer mindestens verdoppeln, sagt Bezirksbundesmeister Thomas Schröder überzeugt. Und das Norfer Regiment mit gut 700 Schützen ist selbst nicht eben klein. Eine Konsequenz wird deshalb sein, so Kaiser, dass „der Ort vor dem Umzug hermetisch abgeriegelt wird“.
Damit die Königspaare vorgestellt werden und sich gegenseitig beschnuppern können, sammeln sich diese schon ab 13 Uhr am Gymnasium Norf. Die Schulband spielt, das Korps der Edelkinder plant eine Luftballonaktion – und die Norfer Schützen sorgen mit Welcome-Teams dafür, dass alle gut betreut werden und schnell Anschluss finden. Von dort aus setzen sich alle Delegationen um 15 Uhr Richtung Andreas-Kirche in Bewegung, wo sie für den Festumzug in das Norfer Regiment eingereiht werden.
Das zieht zur Parade am Norfer Rathaus an dem Norfer Schützenkönig Stefan Kremer aber auch Klaus Erlenkamp vorbei. Der Hoistener Schützenkönig amtiert derzeit als Bezirksschützenkönig und ist auch so eingeladen. Aber vielleicht trägt er beim Bezirksschützenfest noch einen anderen, größeren Titel. Denn tags zuvor hat er beim Bundeskönigsfest in Mönchengladbach die Möglichkeit, Diözesan- oder gar Bundesschützenkönig zu werden. Das gelang einer Majestät aus dem Bezirksverband schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr.
Beim großen Finale nach dem Umzug – und im Anschluss an ein Konzert des Bundesfanfarenkorps Neuss-Furth – kommen um 20 Uhr im Festzelt wirklich alle angereisten Königspaare zu einem Ehrentanz auf die Tanzfläche. Mehr Königsglanz geht kaum noch.
Vor und nach dem Bezirksschützenfest feiert die Norfer Bruderschaft ihr eigenes Schützenfest in bekannter Manier: Mit Fackelzug am Samstag, Gottesdienst, Zapfenstreich und Frühschoppen am Sonntag und einem Kirmesmontag mit Krönung des Bruderschaftsprinzen Dominik Offer, bevor am Dienstagabend (23.) auch Schützenkönig Stefan Kremer mit Ehefrau Ursula Platen inthronisiert wird. Das Jubiläum der Bruderschaft ist damit aber immer noch nicht zu Ende. Schlussakt wird der Patronatstag in Verbindung mit dem Andreas-Markt am 29. November sein.