Kaarst(sku) Als Kind war Lisa Köhler traurig, dass sie beim Schützenfest nicht dieselben Möglichkeiten hatte wie die Jungen. Doch dieses Jahr erlebte sie das Schützenfest in Holzbüttgen von einer anderen Seite – mit dem ersten reinen Frauen-Zug, den sie zusammen mit Lena Schiffer ins Leben gerufen hat.
Die Tür für Frauen als Mitglied in der Holzbüttgener Bruderschaft war durch eine Satzungsänderung im Jahr 2024 geöffnet worden. Offiziell gegründet hat sich der Zug am 12. Februar dieses Jahres. Die „Holzbüttcher Mädsche“ bestehen aus elf Mitgliedern. Das diesjährige Schützenfest bleibt Köhler in rundum positiver Erinnerung. „Wir sind überwältigt von dem Zuspruch“, sagt sie. „Vom Straßenrand aus wurde uns immer wieder zugejubelt.“ Aber auch von der Bruderschaft sei die Gruppe mit offenen Armen empfangen worden. Am schönsten fand Köhler jedoch das Miteinander in der Gruppe. „Dieses Gemeinschaftsgefühl war wirklich toll.“ Das erste Mal mitzumarschieren, sei ebenfalls ein ganz besonderer Moment für sie gewesen.
Auf Instagram geben die „Holzbüttcher Mädsche“ einen Einblick in das vergangene Schützenfest. Fotos und Videos zeigen die Frauen in grüner Uniform bei der Sonntagsparade, beim Feiern oder der Kirmes. Auch eigene abwaschbare Tattoos hat die Gruppe für das diesjährige Schützenfest erstellen lassen. Sogar das Fernsehen – die Lokalzeit vom WDR – wurde auf die Gruppe aufmerksam. „Mit so viel Zuspruch hätten wir niemals gerechnet.“
Dass sich Traditionen verändern, findet Köhler gut. „Es sollte der Lauf der Zeit sein, dass sich das Schützenwesen für Frauen öffnet“, findet sie. Schließlich gebe es für die Männer keine Nachteile, wenn Frauen ihren eigenen Zug gründen: „Da hat die Holzbüttgener Bruderschaft eine Vorreiterrolle.“ Sie hofft, dass sich auch andere Bruderschaften öffnen. Eine Tradition müsse schließlich nicht eins zu eins fortgeführt werden. Köhler glaubt auch, dass die Vereine davon profitieren, wenn sie offener gegenüber Frauen werden.
Köhler freut sich jedenfalls bereits auf das nächste Schützenfest. „Wir hoffen, dass sich uns noch mehr Frauen anschließen“, sagt sie. Wenn weitere Frauen in Holzbüttgen einen Zug gründen wollen, stehe sie ihnen gerne mit Rat zur Seite, sagt sie.
2024 haben die Sebastianer als erste Bruderschaft im Stadtgebiet beschlossen, dass Frauen aktive Mitglieder werden können. Die „Holzbüttcher Mädsche“ ließen sich nicht zweimal bitten und machten nur ein Jahr später Nägel mit Köpfen. Neben dem neuen Zug sind auch die „Amazonen“, die seit rund 25 Jahren als Gäste mitliefen, als aktive Mitglieder in die Bruderschaft eingetreten.